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NEIN bleibt NEIN!

  •  09.02.2016, 13:17

Ein Kommentar der Bundesleitung der Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG)

Sexistische Sprüche, Berührungen oder gar sexueller Missbrauch: Wer in den letzten Wochen Medien und Posts in Sozialen Netzwerken verfolgt hat, kann eine Häufung von Artikeln und Diskussionen über jegliche Form sexualisierter Gewalt an Mädchen und Frauen beobachten. Seit den Vorfällen am Kölner Hauptbahnhof an Silvester werden Sexualstraftaten, hinsichtlich Motivation und Abwehr, vermehrt thematisiert.

Ja, sexualisierte Gewalt ist nicht hinnehmbar! Doch das Thema ist nicht erst seit Silvester aktuell, sondern Alltag und muss auch dahingehend angesprochen werden. Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte, eine Änderung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung gegenüber jeglicher Form sexueller Grenzverletzung. Wir brauchen eine Kultur des Respekts, eine Kultur der Gleichberechtigung!

Egal ob Belästigung oder Vergewaltigung: Es ist nicht ausschlaggebend, welche Form sexueller Grenzverletzung vorliegt und ob Mädchen oder Frauen sich wehren können oder nicht. Ein Nein bleibt ein Nein! Niemand hat das Recht über Mädchen oder Frauen zu bestimmen. Und sie sollten sich diese Freiheit nicht erkämpfen müssen. Gewalt an Frauen ist inakzeptabel und darf weder im privaten noch öffentlichen Raum toleriert werden. Aber warum läuft so einiges falsch?

Gewalt an Mädchen und Frauen in unterschiedlichen Formen findet alltäglich und mitten in der Gesellschaft statt. Seit Silvester wird sexualisierte Gewalt häufig instrumentalisiert und als vermeintlich importiert dargestellt. Männliche Flüchtlinge und Migranten dürfen jedoch nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Denn sexualisierte Gewalt ist nichts Neues. 2014 ermittelte die Europäische Agentur für Grundrechte, dass rund 33 Prozent aller Frauen in Europa seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Belästigung erlebt haben – auch in der Partnerschaft. Struktureller Sexismus ist in unserer Gesellschaft fest verankert und bildet den Nährboden für Übergriffe und Gewalt.

Klar ist, dass es einer konsequenten Strafverfolgung bedarf. Die geplante Reform des Sexualstrafrechts ist daher begrüßenswert. Doch die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen für Mädchen und Frauen vor alltäglicher sexueller Gewalt im privaten und öffentlichen Raum darf dabei nicht aus dem Blick geraten. Aufklärungsarbeit ist dabei wesentlich. Und vor allem bedarf es einer Änderung des gesellschaftlichen Bildes von Mädchen und Frauen. Das Bild von Mädchen und Frauen als sexuell verfügbarem Objekt ist nicht hinnehmbar. Es braucht einen grundsätzlichen Wandel im Denken, damit Gleichberechtigung und Akzeptanz nicht nur Ideale, sondern Realität sind. Die Gesellschaft muss den Mund aufmachen, Stellung beziehen und sie muss ein positives Beispiel abgeben.

Die Pfadfinderinnenschaft St. Georg fordert dies schon lange. So setzt sich der Verband für die Rechte von Mädchen und Frauen in Politik, Gesellschaft und Kirche ein. Gemeinsam mit dem Zartbitter e. V. entwickelte die PSG außerdem das Projekt „SEE IT-CHECK IT-STOP IT“. Ziel ist es, Mädchen und Frauen zu ermutigen, sich selbst für ihr Recht auf Schutz vor sexuellen, körperlichen und psychischen Grenzverletzungen einzusetzen sowie ihr Anliegen im politischen und öffentlichen Raum sowie in die Fachdebatte einzubringen. Durch ihre parteiliche Mädchenarbeit leistet die PSG einen unverzichtbaren Beitrag, stereotype Rollenzuschreibungen wahrzunehmen, zu hinterfragen und dagegen anzukämpfen. Mädchen und junge Frauen lernen sich zu behaupten.

Immer mehr Mädchen und Frauen schließen sich zusammen und stehen auf, sprechen über sexualisierte Gewalt in der Öffentlichkeit. Auch Männer kritisieren dieses Problem. Das ist großartig und notwendig!

Doch das reicht noch lange nicht. Wir, als Bundesleitung der Pfadfinderinnenschaft St. Georg, möchten alle Menschen dazu ermutigen, sich für Mädchen und Frauen einzusetzen und den Mund aufzumachen, wenn etwas falsch läuft – eben jeden Tag eine gute Tat zu leisten.

Kontakt:   Sigrid Hofmann (Bundesvorsitzende)

               sigrid.hofmann@pfadfinderinnen.de, 0211-440383-0

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